Wörhstraße |
Gestern war's düster. Ich meine von der Stimmung her. Der Stimmung auf der Marktstraße. Unserer Verrottungs-Meile. Heute sieht's ein wenig besser aus. Nicht gerade vom Wetter her. Warum auch?! Wir haben Herbst und da kann'et eben scho'ma bissken nieseln, grau verwolkt sein oder richtig einregnen.
Aber wennze scho'ma'n Stückchen abseits vonne Markstraße geschlendert bist; dann haste vielleicht auch den Gentsch gesehen.
Das schon seit Jahrtausenden ansässige Schreibwarengeschäft inne Wörth-Straße, neben dem pompipösen Bau, den die Sparkasse sich dahin gesetzt hat. Müssen die Zaster habe'n. Jedenfalls mehr als wir. Aber bestimmp allet von uns! Die Zinsen von unsere Penunsen!
Doch wennze an so'nem Tach wie heute in die Auslage von Gentsch von letzte Woche kuck's, dann bisse fast versöhnt mitte Welt. Du siehst die vielen Schreib- und Büro-Utensilien und denks' daran wie'se früher mit die kleine Freundin odder mit dein Freund oder mitti Schwester oder der Bruder Post un' Büro gespielt hass'...
…. un' wie schön dat war. Kein Smartphone, kaum Glotze … aber kleine Stempels von Noris mit kleine Gummi-Buchstabens, Papierformulare un' Spielgeld … und dann hasse in deine kleine Post auf'm Küchentisch der Brief abgestempelt un' hass zu dein Freund, dein Schwester, dein Freundin, dein Bruder gesacht: "Dat koss' Sie getz summersomarum 20 Pfennije!"
Dat hasse getz noch im Kopf und gehst am GENTSCH vorbei … auf'e Markstraße zum Café Bauer, trinks lecker Kaffee, ißt 'n Stück Wiener-Apfel mit Sahne … und schüttelst noch mal lächelnd der Kopp .. weil der Gentsch dich doch glatt durch sein Schaufenster inne Kindheit zurückversetzt hat.
Manchmal ist Leben einfach nur Erinnerung.
Abber wat heiß' da schon nur??
Allemal besser als die marode Gegenwart mit den scheiß Willkommens-Gedusel.