29.10.2015 Der urige Uerige … schnell ma' Muschels … schnell ma' Schnitzel .. schnell ma Erbsensuppe … und öd, öd am Platz

Friedensplatz mit Uerige


Früher war für uns der Friedensplatz einfach ein Muss. Kein Tag ohne 'ne Wanderung zum Schwan. Vom Novalis oder dem Staatlichen nach Hause, kurz mit Mutter und den vielleicht vorhandenen Geschwistern herum gemault,  'n Happen gegessen … und dann ab zum Friedensplatz inn'et wiarkliche Leben.

Meist schlossen sich uns Weitere schon auf dem Weg vom Novalis in die Innenstadt an. Am Hans-Böckler waren wir oft schon zu fünf oder sechs Dollemänner (so nannten wir uns damals). 
  • "Na, Du Dollemann, geh'se auch zu den Friedensplatz?!" 
Auf'm Platz selbst trafen wir dann auf die restlichen Jungs. TILLEN, wie wir damals alle Mädchen nannten, waren nie dabei. Zu brav, zu züchtich, zu tüchtig, zu schüchtern … abber gewollt hätten'se schon.

Wir belagerten die Bänke auf'm Platz oder die Steine und Mauern der Brunneneinfassung. Fast jeder von uns trug so'n alten, verschossenen, durchlöcherten Armee-Parka - echt aus Armee-Beständen, gekauft in Duisburg

Im Sommer legten wir uns auf die Rasen-Stücke zwischen den Sträuchern und Blumenrabatten, sangen Protestsongs von Bob Dillon, Donovan & Joan Beaz … und die, die schon 'n bissken Gitarre spielen konnten, begleiteten uns & sich selbst mit immer den gleichen Gitarrengriffen: A, E, G7, D .. egal ob die nun zum Song passten oder nicht. Irnxwie ging's.

Von den Spießbürgern, die uns umgaben und kopfschüttelnd über den Friedensplatz liefen, wurden wir GAMMLER genannt. Und wirklich war das Rumhängen am Schwan das Beste übberhaup … mit'ner zwei Liter-Flasche süßen & sprudelnden Lambrusco war das der schönste & spannendste Zeitvertreib zwischen 1964 bis 1969 in Oberhausen am Friedensplatz.

Den Uerige gab's damals noch gar nicht. Wir waren für uns und wir waren ein Dorn im Auge der braven Oberhausener. Irgend'n Witzbold aus unserer Reihe warf immer mal'n wieder 'n Paket Waschpulver in den Brunnen

Und wenn dann - meist gegen Abend - die riesigen Schaumflocken aus'm Brunnen sich über den Friedensplatz wie Wattebäusche verteilten und die Bullen aus'm nahen Präsidium anrückten, verzogen wir uns auf die Elsässer ins "Bistro" oder weiter auf'e Nohlstraße in den Pferdestall und schlürften da ers'ma Serbische Bohnensuppe extra scharf für'ne Mark.

Da lebte die Innenstadt in Oberhausen noch.
Heute Muschelt und Nuschelt dort 
Langeweile & Ödnis.