01.07.2015 Knatschen in Oberhausen … trotz Concordia … oder vielleicht deswegen?!?


(Text von Beate Wagner, der zeigt, dass es im Leben auch Zufriedenheit bei kleinem Budget gibt)

Der gemeine Oberhausener beherrscht eine Fähigkeit besonders gut, das Knatschen! Über aaaalles & jeeeeedes! Egal ob Wetter, Benzinpreise oder … ganz besonders gerne über die Steuern.
  • Die, die viel verdienen, knatschen, weil sie so viele Steuern zahlen müssen, wovon dann die anderen viel zu gut leben können. 
  • Die, die angeblich vom Geld der Anderen leben, knatschen natürlich, weil sie eigentlich viel zu wenig bekommen
  • Die, die so viel verdienen, dass sie vernünftig davon leben können, knatschen aber auch. Und warum? Weil es immer jemanden gibt, der mehr hat!
Also keiner ist zufrieden...... fast keiner!

Es gibt aber auch die, die nicht knatschen, obwohl sie allen Grund dazu hätten. Und genau vor denen muss ich meinen Hut ziehen! Ich Rede von denen, die ihr Leben mit 4,5 oder 6 Kindern in den Griff bekommen! Die gerade so viel verdienen, dass sie 2€ über der Grenze liegen, um Sozialleistungen zu bekommen. 

"Die leben doch vom Kindergeld!" … schreien da wieder welche … und schon wieder zeigt sich die Angst, dass jemand auf meine Kosten lebt. Aber rechnet doch einfach mal mit: 

Eine 6-köpfige Familie erhält 773€ Kindergeld. 

Hört sich viel an. Und die bekommen das auch noch, ohne etwas dafür zu tun! Dazu kommt der Lohn des Vaters, der als Handwerker bei einer Leihfirma arbeitet. Seine alte Firma war insolvent und nach 4 Jahren Arbeitslosigkeit war er froh überhaupt wieder eine Stelle zu finden
Aber er freut sich, obwohl er knatschen könnte! Denn das, was die Firma zahlt, ist nicht viel. Die Mutter verdient 400€. Mehr geht nicht, denn die Betreuungszeit in der Kita lässt zeitlich nicht mehr zu. Aber auch sie knatscht nicht! Da die 400€ reichen, um eine andere Wohnung anmieten zu können. 
Das ist gar nicht so einfach mit 4 Kindern. 4 Hunde wären hier bei uns in Deutschland ja kein Problem, aber Platz für 4 Kinder.... nä!! Entweder sind die Wohnungen viel zu teuer, oder man muss in Straßen ziehen, wo man als Familie mit Kindern lieber nicht wohnt.
Unsere Familie hatte Glück! Sie fand eine Wohnung mit Platz für alle und die Vermieterin freute sich sogar über Kinder im Haus. Aber diese Wohnung verschlingt einen Großteil des Familieneinkommens. 
Wenn man dann vom Rest alle laufenden Kosten abzieht, also Strom, Versicherungen, ein offener Kredit, der Ratenvertrag für die neue Küche und die vielen Kleinbeträge, die als Einzelposten gar nicht auffallen, aber zusammen eine Menge an Ausgaben ergeben, dann bleibt zum Leben nicht mehr viel

Aber es reicht ihnen! Sie schaffen es sogar, ihre Kinder gesund zu ernähren! Was ja angeblich mit wenig Geld nicht gehen soll! Deswegen sieht man in den Frühstücksboxen der Kinder ja nur Toastbrot mit Mortadella oder Schokoaufstrich. 

Diese Familie kauft z.B. beim Bäcker Brot von Gestern. Das reicht sowieso nur einen Tag, kostet aber nur noch die Hälfte. Kinderkleidung gibt es gut und günstig beim Discounter, oder es wird getauscht. Und wenn die Winterjacke von der Nachbarin dem Kind nicht mehr passt, bekommt die Jacke einfach das nächst jüngere Kind. Bis sie irgendwann kaputt ist. 
Auch in Bildung wird trotz geringem Budget investiert. 16€ für eine Karte für die Stadtbücherei. Da gibt es alles, was man braucht. Statt Zoo geht es in den Kaisergarten. Statt ins Schwimmbad auf den Wasserspielplatz. Sie halten alle zusammen, haben Spass miteinander. Und das auch ohne Freizeitpark, Spassbäder, Restaurants und Kino. Die knatschen nicht! Warum auch?!? Es geht ihnen gut und sie haben alles, was sie brauchen. Oft werden sie von den anderen belächelt wegen der Hose von Aldi, die im letzten Jahr die Schwester anhatte. Na und?! 

Ich …. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Familie!