Reiseversprechen am Friedensplatz |
(Text von Beate Wagner)
Auch wenn er noch so gerne hier wohnt, der Oberhausener, manchmal muss er einfach mal raus aus seiner Stadt! Vor allem jetzt. Im Sommer! Da zieht es ihn magisch an einen Ort, der Urlaub heißt. Ich bin da keine Ausnahme.
Auch wenn er noch so gerne hier wohnt, der Oberhausener, manchmal muss er einfach mal raus aus seiner Stadt! Vor allem jetzt. Im Sommer! Da zieht es ihn magisch an einen Ort, der Urlaub heißt. Ich bin da keine Ausnahme.
Einmal im Jahr möchte ich Menschen sehen, die nicht aus Oberhausen sind. Ich taste mich also vorsichtig heran, will es ja nicht gleich übertreiben mit der Entfernung. Sonst möglicherweise Heimweh! Für mich als Alstadener ist Königshardt ja schon sowas wie Ausland. Aber ich trau mich sogar noch ein bisschen weiter. Z.B. nach Hattingen. Ich beginne eine Woche Urlaub mit einem schönen Frühstück. Und das extra in Hattingen, weil ich als Oberhausener ja mal was anderes will. Ein schönes Lokal, ein tolles Frühstücksbuffet, alles könnte so schön sein......
Da geht die Tür auf und ein Paar - so Ende 50 - kommt rein. Also, eigentlich kommt mehr SIE rein und zieht ihren Mann hinter sich her. "Guten Morgen", schallt es laut durch das ganze Lokal, "WIR wollen hier frühstücken!"
Die Bedienung führt die beiden zu einem Tisch. Genau genommen eigentlich zu 3 Tischen.
- Am ersten wackelt ein Stuhl. Abgelehnt.
- Am zweiten zieht es. Abgelehnt.
- Und am dritten kann sie nicht genug sehen.
Aber dieser reklamierte Mangel zählt nicht in den Augen der Bedienung. "Schorsch, dann musst du eben mit mir den Platz tauschen!", verkündet sie ihrem Mann. "Warum?" fragt Schorsch ein wenig eingeschüchtert. "Weil ..?!??!! … ich seh hier nix!"- "Wat willze denn seh'n, wir wollen hier frühstücken!" Sie gibt barsch zurück: "Hömma, ich … will … sehen …. was hier so los ist. Iss dat getz klaa'?" Na ja Schorsch tauscht. Widerwillig, aber er macht's. Und bis der erste Kaffee kommt hört man SIE unentwegt tuscheln.... 'Hasse die da gesehen....wat die an hat..... un' kuck ma' da hinten.... kumma da der Koch … kehr, der pass' kaum in seine Jacke.... iss' bestimmt sein bester Kunde' … usw … usw. Schorsch schnauft nur; denn von seinem Platz aus kann er all das nicht richtig sehen.
Aber dann gehts los! SIE stürmt das Buffet! Als Erstes wandern so um die 10 Scheiben Schinken auf ihrem Teller; gefolgt von der gleichen Menge Käse und einem halben Pfund Mett. Die Salamischeiben muss sie schon mit dem Daumen festhalten und leicht zur Seite schieben, damit noch Platz für Räucherlach bleibt. Aber ganz voll ist der Teller wohl noch nicht! Ein Stück Blauschimmel Käse wird sorgfältig halbiert und aus beiden Stücken schabt sie das innere heraus und lässt die Kanten liegen. Jetzt reicht es ihr ... wohl ers'ma'!!!.
Sie balanciert den Teller vorsichtig zum Tisch und fragt ihren Mann: "Schorsch, willst du nicht auch entlich ma' geh'n?" Dann schnappt sie sich die Schale, die eigentlich für Tisch-Abfall da steht, um sich von jeder Sorte Brötchen eines zu holen. Schorsch sitzt immer noch amTisch. "Kehr, hasse du kein' Hunger?" - "Ich hab gedacht, dat ist für uns beide!" sagt Schorsch. Geht aber dann brav zum Buffet, um mit einem Brötchen und einem bisschen Mett wieder an den Tisch zu kommen.
SIE hat derweil schon einen beträchtlichen Teil ihres Tellerinhalts verspeist und sagt zu Schorsch "Du, dat Mett is' noch so lecker. Dat Beste gibbet immer noch bei den Mersiowsky." - "Wo is dat denn?" fragt Schorsch.
Als ich den Namen höre, zucke ich schon zusammen und denke: 'Verdammp, die sind doch wohl nicht ..?!?' ... "Dat Mett bring ich doch immer mit, wenn ich nach Alstaden zu'n Kegeln fahre!" tönt sie. Oh Gott! Da fährt man zum Frühstücken nach Hattingen, weil man mal keine Oberhausener sehen will. Doch man muss feststellen: Hattingen scheint nicht weit genug weg zu sein! Aber das Frühstück war ja nur der Auftakt zu einer Woche Urlaub! Also weiter zum nächsten Ferienziel bis in den Hunsrück. Doch was steht auf dem Hotel Parkplatz? Zwei Autos mit Oberhausener Kennzeichen!
Vor uns Oberhausenern kann man sich wohl nicht verstecken! Und vor den meisten braucht man das Gottseidank auch nicht!