Fleischeslust; Rindleder; Röntgenblick |
Rechts muss Hümbs gewesen sein und ein Stückchen weiter Rüter |
Mensing Magis Rüter … hatten wir schon; aber irgendwo, da oben auf dem Foto rechts, da musste es früher auch mal Hümbs gegeben haben; und so weit ich mich erinnere, gab's Hümbs zuvor auch auf der Mülheimerstraße Ecke Goethestr.
Ich glaub', es war nicht direkt das Eckhaus sondern eins weiter daneben auf der Mülheimer … und später auf'm Novalis war der Sohn vom Schuhaus Hümbs in meiner Klasse.
Schuhe wurden damals noch anders gekauft als heute. Das hing auch damit zusammen, dass Schuhe zu der Zeit noch wirkliche Schuhe waren. Auch für uns Jungs. Schuhe waren teuer un' die Rüters-Schuh waren noch teurer; un' die von der Hümbs 'n bisken billiger. Deswegen gab's, wenn's in den Jahren 1955 bis 1959 überhaupt endlich mal wieder neue Schuhe gab, meist Hümbs-Schuhe. Feste Schuhe und immer ne Nummer größer: "Iss besser für Dich, Jung, wennze in die Schuh noch reinwächs! Auch für'e Entwicklung vonne ganze Füße un' Deine Persönlichkeit un' so!" Vielleicht ist ja deswegen aus den meisten von uns Spätvierzigern so "viel geworden"?!?
Hümbs hatte damals so'n Kasten. Eben nicht einfach nur 'n Brett mit vielen Zahlen drauf an denen man, wenn man den Socken-Fuß da drauf stellte, so in etwa die Schuhgröße ablesen konnte. Nä, Hümbs hatte einen Kasten, einen großen Kasten, und da stellte man unten den Fuß mit dem neuen Schuh in ein Loch, bis der fast hinter einer Gummilasche verschwunden war. Dann drückte die Verkäuferin auf einen Knopp … der Kasten brummte … und wenn man dann durch ein Loch oben in dem Kasten nach unten glotzte, konnte man durch den Schuh hindurch den Fuß, oder besser gesagt, die Fußknochen sehen, wie sie da so mehr oder weniger dicht an die Schuhspitze stießen.
Dat war eindeutich Zauberwerk. Doch der Günner, unser Klassenbester, klärte uns darüber auf, dat dat nix anderes als eine gewisse Rönchung von ein Rönch'n war. Wie bei den Docktor für die Lunge zum Kucken nur tiefer anne Füße.
"Mit so'ne Rönchung kannze mitti die Strahlen übberall durchkucken."
"Durch allet?", fragte Kläusken. -
"Ja, durch allet, wat nich' aus Eisen iss." -
"Günner, Du meinz auch durch Stoff un' so?", wollte Akki wissen.
"Klar, durch Hosen un' Röcke, durch allet.", bestätigte Günner.
"Wie geht dat?" -
"Dat sin' Strahlens, Akki! Die sind aufgeladen wie bei die Uhren, die nachts leucht'n. Da kommen an Tach die Strahlen rein, die tun sich da sammeln, un' dann kannze nachts in Dunkeln sehn.
"Iss' nich wa'ar!?"
"Geht abber nur wennze ein dichtet durchsichtiget Medilum hass, datti Strahlen sammeln kann. So wie die staa'ke Brille von Dich."
Akki hatte die Idee seine Brille in dem Kasten so aufladen zu lassen, dass er durch die geladene Brille einen Röntgen-Blick bekam wie der Held unserer verbotenen Groschenhefte damals.
Der dicke Helmut lenkte die Verkäuferin an der Theke ab. Akki schob die Brille unten in den Kasten, un' Günner drückte auf der Knopp. Der Kasten brummte!! Als die Verkäuferin uns anschrie, dass wir die Finger von dem Kasten lassen sollten, war die Brille abber wohl schon geladen.
Wir gingen raus auf die Mülheimer, hockten uns an den Bordsteinrand. Akki setzte seine Brille auf … und da kam auch schon die erste junge Frau (etwa im Alter unserer Mütter damals) vorbei.
Akki sagte: "Busch schwarz, Nippel braun, Möpse groß!"
Bei der nächsten: "Busch schwarz, Nippel braun, Möpse groß!"
Bei der nächsten: "Busch schwarz, Nippel braun, Möpse groß!"
Bei der nächsten: "Busch schwarz, Nippel braun, Möpse groß!"
"Wat alle dat gleiche?", fragte Kläusken bissken enttäuscht.
"Klar!", meinte Akki, dessen Schwester Ulla schon 17 Jahre alt war, "Iss genau wie bei unser Ulla, wenn ich die an Samstag bei'n Baden durch dat Schlüsselloch kuck: "Busch schwarz, Nippel braun, Möpse groß!"