Der Alstadener pflegt tradionsbewusst sein Brauchtum. Er hängt Wäsche auf eine Leine vor's Haus und wartet darauf, dass entweder schön geheiratet wird/wurde oder sich der Kindersegen eingestellt hat. Diese Verhaltensweisen sind Beschwörungsformeln für die Zukunft. Es soll das, was eigentlich schon gut ist (die Liebe, das Heiraten, das Kinderkriegen, das Eheleben), auch gut bleiben. Es soll sich bewähren und bewahrt werden. Oder - so der ganz fromme Wunsch - noch besser werden. Und all das am besten bis in alle Ewigkeit. Wobei die Ewigkeitsgrenze für jede irdische Beziehung (auch die zu den Kindern) der Tod ist.
Aber so wie die Wäsche, der Hausschmuck und die Wäscheleine wieder entfernt werden, so werden auch die Feierstunden des Lebens mit fortschreitender Zeit vom Schleier des grauen Alltags überschattet werden. Also, liebe Alstadener, die Brauchtumswäsche nicht nur von der (Lebens)-Leine abnehmen und achtlos weglegen & vergessen, sondern immer einmal wieder vom Grauschleier befreien, erneut vors Haus hängen und den bisher gemeinsam zurückgelegten Weg angemessen feiern.
- "Stell'ma'vor Kalle, letzens sitz ich mit mein Gerda noch spät vor'e Glotze, un' da fracht mich dat doch tatzächlich so in'ne Stille von den Tagesthemageschwafel von den Roth rein: 'Hömma Heinz, liepse mich ei'ntlich noch!??!??'"
- "Kehr, sach ma' Heinz, dat is doch nich' dein Ernz, äh?!
- "Nä, da schnallze doch glatt ap, wa Kalle. Meine Olle un' de Romantick aus'se Bunte?!!"
- "Hömma Heinz, dat is' ja unvaschämp, Du! Dat is'ja fass'n Affrong oda so auf deine ureinxe Menschnrechte als Mann unsoweiterunsofort! Ich hoff', Du has'se heftich de Leffitt'n geles'n!"
- "Nä Du, ... da hap ich ers'ma' ne tiefe Brüllmaus vor Schreck jemacht un' gesach': 'Gerda, Du meine Liepse, hol Du mich ma'ne neue Pulle Bier aus'n Kühl! Abba zackzack zwei Huhn ein Gänse!!'"
- "Un' dann?"
- "Dann hat'se de Pulle jebracht un' vor sich hin jemurmelt: 'Er liep mich doch noch ... und dat nach sooo viele Jahre.'"