30.09.2014 Handwerk in Alstaden Liedgut und Heinz hat Gerda unsittlich berührt und Kalle bringt die Hose zum Schneider

Das Bild üben links ist von Andreas Praefcke
Schneidri, schneidra, schneidrum Volkslied (um 1850)

1.Schneidri, schneidra, schneidrum,
schneidri, schneidra, schneidrum.
Ich bin der Meister Schneider
und mach den Leuten Kleider
im Land weit herum,
im Land weit herum.
2.Ich Schneider bin ein Mann,
ich Schneider bin ein Mann,
kann einem neues Leben
durch meine Arbeit geben,
daß es passieren kann!
Ich Schneider bin ein Mann,
ich Schneider bin ein Mann.
3.Spott kein'm der Schneider mehr,
man halte sie in Ehren;
wenn keine Schneider wären,
wir liefen nackt herum.
Schneidri, schneidra, schneidrum,
schneidri, schneidra, schneidrum.
4.Ich sitz und schau mich um,
ich sitz und schau mich um,
als wenn ich Kaiser wäre,
mein Zepter ist die Schere,
und mein Tisch das Kaisertum.
Ich sitz und schau mich um,
ich sitz und schau mich um.

Naja, in der dritten Strophe kann man es lesen: Was wir wären und wie wir wären, wenn es sie nicht gäbe. Unsere Schneider. Nämlich nackig. Drei von den Änderungsschneidereien habe ich mir hier aus dem Stadtteil Alstaden sozusagen aus dem Gesamtangebot herausgeschnitten. Allerdings nicht mit einer Schneider- sondern mit der ganz gemeinen Wortschere. 
Bei zweien von Ihnen habe ich selbst arbeiten lassen und beide haben tadellos geschneidert. Es bestehen also keine Bedenken, warum all die hier nicht genannten Alstadener Schneider nicht auch sehr gut ihr Handwerk verstehen sollten. 
Doch wer - wie ich - schon ein wenig älter ist, wird dieses oben genannte Schneider-Lied sicherlich auch vor vielen Jahren zu Schulzeiten gesungen haben. Wir hatten damals einen Musiklehrer namens Kiwelitz und dieses Schneiderlied war sein Lieblingslied. Und er ließ es uns darum zu jeder Gelegenheit, die sich ihm bot und uns darum geboten war, singen. Es war sein, des Musiklehrers, kanonisches Lied. Das heißt, wir wurden in Gruppen aufgeteilt und mussten es im Kanon singen. Immer und immer wieder. Dieses Lied und andre Lieder. 
Wie der Schneider im Schneidersitz immer und immer wieder Nadel und Faden in geschlungenen Bögen durch den Stoff sticht und zieht. Immer und immer wieder wie schon vor Jahrhunderten in Alstaden der Bauer die Furchen mit dem Pflug in den Acker zog und der Kumpel viele Jahre später immer und immer wieder mit Schlägel & Eisen unter Tage dem Flöz die Kohle abtrotzte. Handwerk in Alstaden. Ob Schneider oder Maler, ob Frisör oder Installateur sie lebten und arbeiteten und tun's noch heute, während der Kumpel seine Staublunge ins Grab hustete. Und letztlich der Alstadener Bergmann ausstarb.

- "Na, Heinz wie geht?"
- "Muss."
- "Un' bei Dich, Kalle?"
- "Muss auch."
- "Komm'se mit aufn Bierk'n inne Flotte?"
- "Geht nich, Kalle."
- "Kehr Heinz, ich schiep Dich doch mit dein AOK-schopper zu're Flotte."
- "Hömma Kalle, ich kann doch nich' inne Boxerschorz inne Flotte."
- "Ziehs'e e'md'ne lange Buxe an."
- "Geht nich."
- "Kannze noch wat mehr alz die zwei Wörters?"
- "Nä, getz nich'."
- "Kumma Heinz, hier nimm'ma 'n tüchtigen Schluck von den Korn aus mein Flachmann, dat lös' Dich'e Zunge un'so'weita'un'so'foart. Un' dann zieh'ße de Buxe an, un' app inne Flotte."
- "Kehr Kalle, Dat geht nich, mein Gerda hat mich de Beine von'ne Buxe zusamm'genäht."
- "Warum dat'dann, dat'is doch unpraktisch."
- "Kehr, wen sach'se dat, Kalle?!"
- "Abba warum hat dein Gerda dat denn gemach'? Sach doch entlich."
- "Dat wa so, Kalle: Dat Gerda hat sich an Backof'n gebück' für zum lecker Kuch'n rausholen. Ich saß danebe'n inne Nähe an Küchentisch in mein Schopper. Un' da hap'ich'se mit'te rechte Hant von hintn untn untere Schürze an ihr'n Dinx gepack'."
- "An wat für'n Dings, Heinz?"
- "Kehr Kalle, an den DINGS da ebendt."
- "Ich weiß nich' wat'te da für'n Dinx meinz, Heinz."
- "Mann Kalle, biss'u abba schwer von Kapee!"
- "Dat Dings, wo die Frauens bei'n Fahrrad fahr'n mit auf'n Sattel sitzen tun."
- "Du has' der Gerda sein Fahrrad an der Sattel gepack!?? Du bis'sa perserv, Heinz!"
- "Nä KALLE, an dat, womit'ie da sitz!!"
- "Ach, Du meinz, an'ne Honichwaabe von dein Gerda. Mann Heinz, wenn'ich dat bei mein Ulla gemach' hätt', tät ich getz in Hellios auf'e Intensiv an'ne Schläuchkes häng'n. Wie kannze auch nur so'n Tabu mach'n Heinz? Mannmannmannmann!!"
- "Kehr Kalle, dat'is einfach die Natur in mich. Wennze so lank wie ich an dein AOK-Schopper gefesselt bis, dann krisse scho'ma staake Frühlings'efühle, wenn Dein Frau an'n Oof'n für lecker Kuch'n bücken tut."
- "Abba doch nich in Herbs' Heinz, wenn'e Blätters fallen. Gib mir getz ma deine Bux, ich geh damit zu den Ännerungsschneider auf'e Bebel. Der mach' dich an die widder die Löchers für deine Stelzn offen. Un' dann schiep'ich uns ap zu'n Kleine-Natrop auf paa' Kuarze mit paa Bierken dran. Dat is' wie der Lethe von'ne olle Griech'n zu'n Vergess'n."

Erdiz Schneiderei Flockenfeld 49, 46049 Oberhausen - Alstaden-West
Schneiderei Adata Alstadener Str. 46, 46049 Oberhausen - Alstaden-Ost
Ugurlu Zeki Änderungsschneiderei Bebelstr. 147, 46049 Oberhausen - Alstaden-Ost