03.06.2015 Richtich anbaggern. Die Sparkasse finanzierte fast Kalla's Bagger … doch die echte Bank war wie immer Mudder

Bebelstraße Alstaden

Mensch bagger mich ma'



Da oben ... das ist die Sparkasse in Oberhausen-Alstaden auf der Bebelstraße um 1945. Da hatten wir hier in Deutschland gerade den Krieg hinter uns. Doch wie man sieht, blieb das Geldhaus unversehrt. Nur die kleinen mühsam angesammelten SparGroschen der Arbeiter, Angestellten und Beamten (auch die verdienten damals nur einen Hungerlohn) … waren verlorengegangen, oder besser gesagt: Die hatte man ihnen genommen. 
Und es sollte noch weitere 5 Jahre dauern, bis sich eine erhebliche und stetige Besserung der finanziellen Verhältnisse abzeichnete … Wir rutschten gerade ... wegs mit der neu eingeführten Deutschen Mark (DM) ins Wirtschaftswunder.
Die Sparkasse war mal das Geldinstitut der kleinen Leute, die das von den mageren Monatseinkünften abgesparte Geld zur dorthin trugen, weil es da sicher war und weil es für das bissken Geld angemessene Zinsen gab. 
Auch wir Kinder hatten alle unsere Sparbüchsen von der Sparkasse (die durch nichts "geknackt" werden konnten) und warfen unsere paar Groschen in den durch eine gezackte Sperre gesicherten Schlitz. Für uns Jungen mussten noch Jahre vergehen, um zu bemerken, dass es im Leben noch besser geschützte Schlitze gibt.
Aber manchmal versuchten wir doch die Sparbüchsensperre zu überwinden und fuchtelten mit einem Messer in und an dieser Öffnung herum, bis diese vielleicht ein Zwei-Pfennigstück freigab. Doch meist gelang uns das nicht & der Wunsch, den wir uns mit ein wenig Geld erfüllen wollten, zerplatze wie eine Spüli-Seifenblase. 

Doch Kalla oder Kaka - wie wir ihn auch nannten -, der Junge aus der neureichen Familie, hatte eine besonders pfiffige Idee.
  • Mudder, Du hass doch bald Gebuartstach?!
  • Kehr ja Kaka, in zwei Monate.
  • Mudder, ich will Dich wat zu'n Geburtstach schenk'n!
  • Dat iss' abber lieb von Dich, Kalla.
  • Aber, ich hab kein Geld Mudder.
  • Du muss mich nix teuret schenken Kalla, bastel mich einfach wat.
  • Abber ich will Dich doch ma' wat richtiget schenk'n Mudder, wat richtich Schönet, womit auch wat abfang'n kannz.
  • Iss dat denn teuer, Kalla?
  • Nö, nich so .. so 10 Maark.
  • Kalla, dat iss viel Geld. kuck'ma' dein Freund Günner hat bestimmp noch nie so viel Geld gehab' für sein Mudder wat zu'n kaufen.
  • Ooooch Mudder .. ich hab Dich soooo lieb.
  • Kehr wennze so kucks, Kalla … Kehr nä, hier hasse, Kalla iss ja lieb' von Dich, dat'te mich wat so teuret schenk'n willz.
Kalla, Kaka oder Karl-Heinz - wie er mit richtigem Namen hieß - steckte den 10er ein und wir zogen ab.
  • Kalla, wat willze dein Mudder denn kaufen von dat viele Geld?
  • Kehr Günni, weiße doch. Ich will der Bagger auß'e Spielabteilung von den Kaufhof.
  • Abber Kalle, wat soll denn dein Mudder mit'n Spielzeuchbagga?!?
  • Dat zeich ich Dich.
Kalla kaufte den Bagger. Wir gingen zurück ins Haus von Kalla:
  • Mudder ich pack Dein Geschenk scho'ma aus.
  • Abber Kalla, ich hab doch ers in zwei Monate Geburtstach?!
  • Abber Mudder, ich bin schon so gespannt auf Dein Geschenk un' wie'se Dich freuen tus'!
Kalla packt den Bagger aus und stellt ihn freudestrahlend vor seine Mutter hin.
  • Kehr Kalla, wat soll'ich den mit den Spielzeuchbagger?
  • Kumma Mudder, ich bagger für Dich der Zucker auß'e ZuckerTüte in dat Zuckerdösken, dann bagger ich aus dat Zuckerdösken der Zucker bei den Frühstück den Vadder in sein Kaffee. Dat iss' doch allet viel packtischer un' in die Zeit wo ich bagger, kannze Dich für der Vadder ja schon schön mach'n oder bissken dat Haus putz'n.
  • Kehr Kalla, dat iss abber dann mehr'n Geschenk für Dich?!?
  • Nä, Mudder der Bagger iss' nur für Dich ganz allein. Ich nimm der getz mit nach Draußen in Hof un' pass auf der Bagger auf. Da darf nur ich un' Du mit spiel'n Mudder, … nich' ma' der Günni.
Wen wundert's? Kalla wurde später erfolgreicher Unternehmer und investierte in Immobilien. Sparbüchse, Sparkasse und Bagger hat er längst schon hinter sich gelassen. Seinen Witz und Verstand aber leider auch. Er lebt nur noch in den alten Geschichten von Reichtum, Reisen, eigenem Haus und eigenem Flugzeug und bemerkt gar nicht, dass ihm niemand mehr zuhört.