Schienenzeppelin in Oberhausen 1931 |
Er iss' schon drinne und wartet auf Ihr |
Beides Mal der gleiche Name: GRAF ZEPPELIN
Auf beiden Bildern ist ein Zeppelin dargestellt. Und doch sind sie so sehr verschieden. Oder auch nicht?!??
Der eine, DER SCHIENENZEPPELIN rast wie wild auf seiner Jungfernfahrt 1931 mit 230 Sachen durch Oberhausen.
Und im anderen rast das Herz mit 180 Sachen; während ein junger Mann seine Angebetete zum ersten wirklich ernsthaften, richtigen, vielversprechenden Rendezvous im Restaurant "Graf Zeppelin" hier in Oberhausen sehnlichst erwartet.
Der eine kam schnell und pünktlich. Die Angebetete jedoch langsam und verspätet und schon kurz nach der Heirat, als es so richtig losgehen sollte, kam sie gar nicht mehr. Was aber nicht heißt, dass sie nicht da war. Sie war nur - jedenfalls in Gedanken - bei etwas ganz anderem, sodass ihr das Kommen nicht so recht kam.
Aber die Kinderlein, die kamen fast so regelmäßig wie es der Eisprung bei ihr zuließ. Und sein in die Jahre kommender Zeppelin wurde zusehends zum "Zappelin" und fuhr irgendwann regelmäßig, schnell und stoßweise in fremde Bahnhöfe ein.
Doch zum Schluss kamen sie dann endlich. Und das sogar beide zusammen. Und zwar auf den Alstadener Friedhof.
Heinzi, der schmächtigste immer etwas kränkelnde Junge in unserer Klasse hatte von seiner Patentante zur "Kommelion" und zum Trost für und gegen die Widrigkeiten in der Welt ein Orangenbäumchen geschenkt bekommen.
"Wat hass Du denn zu Kommilion bekomm'?, fragte Akki den Heinzi. -
"Ach nix", meinte Heinzi schüchtern, der immer eine unberechtigte Furcht vor Akki hatte, denn Akki schlug keine Schwächlinge, "nur'n Orangenbäumchen." -
"Kehr, wat is dat den widder für'n Scheiß?, 'n Orangschenbäumchen? … sowat gibbet doch gar nicht! Willze mich etwa verscheißern. Orangschen gibbet nur Weihnachten aus den Afrika!" -
"Nö", entgegnete Heinzi zaghaft, "kann'ich Dich zeig'n, bring ich Morgen mit inne Schule."
Am nächsten Morgen stand Heinzi stolz aber auch ängstlich mit seinem Orangenbäumchen in der Klasse. Akki guckte und staunte nicht schlecht, denn an dem Orangenbäumchen leuchtete ganz klein, ganz rund, ganz zart eine kleine Orange.
"Dat gibbet ga nich', rief Akki, "darf ich da ma bissken mit mein Finger dran?"
Heinzi wurde vor Angst kreidebleich stimmte aber zu. Akki ging mip'm Finger in etwa so an die kleine Orange wie er immer mal wieder (versuchte) an die Orange bei die Mädchens zu gehen, nämlich mit schauernder Neugierde & eingezogenem Kopf, weil er bei seinem sündigen Tun jederzeit die Hand Gottes auf sich niedersausen erwartete.
Akki berührte die Orange, sagte ehrfürchtig: "TÖFF" und trat zurück. Heinzi war erleichert.
Dann fragte der fette Helmut: "Darf'ich au'ma'?" Heinzi nickte.
Helmut näherte sich mit seinen fetten Wurstfingern der kleinen Orange und riss sie einfach ab. Heinzi kreischte vor Seelenschmerz und Helmut drehte sich triumphierend, die kleine Orange zerquetschend, zu uns um. Doch in seinem feisten Gesicht erstarb das Lachen, als er Akkis Faust auf seine Nase zu rasen sah. Akki steigerte sich beim Prügeln so sehr in seinen Zorn hinein, dass er nur noch von unserem Lehrer, der gerade die Klasse betrat, gestoppt werden konnte. Nach der Schule musste der fette Helmut dem Akki unter fürchterlichster Strafandrohung versprechen, dass er sich bei dem schwächelnden & kränkelnden Heinzi entschuldige.
Drei Tage nach der schmählichen Tat von Helmut, sagte dieser, er habe sich bei Heinzi entschuldigt. Aber Heinzi war nach dieser vermeintlichen Entschuldigung nicht mehr in der Klasse erschienen. Zwei Wochen später teilte uns unser Klassenlehrer mit, dass Heinzi an TB verstorben sei. Akki war der einzige der sich zu Heinzis Eltern traute, um seine, wie er immer sagte, "Beileitigung für der Toten" den Eltern auszusprechen. Und von Heinzis Mutter erfuhr er, dass Helmut gekommen sei, um sich angeblich zu entschuldigen. Sie habe Helmut zu Heinzi, der wie meist krank im Bett lag, geführt und war gerade auf dem Weg zurück in die Küche, als sie Heinzi fürchterlich schreien hörte. Helmut hatte auch die Orange an dem neuen Bäumchen wieder zerquetscht.
Am übernächsten Tag erschien der fette Helmut mit eingegipstem, linken Arm in der Schule.
Akki sagte auf dem Nach-Hause-Weg zu mir: "Günni, links hab'ich extra! Damit die dicke Sau schreib'n kann, un' weiter inne Schule muss, un' ich der geden Tach ein bissken mehr Senge geb'n kann!"
Viele Jahre Später besuchte mich Akki in Köln. Inzwischen war er ein erfolgreicher Jurist, Dr. jur. A. G. Mit eigener Kanzlei. Am Abend in der Kneipe meiner Tante fragte ich ihn:
"Sach'ma, wat iss eigentlich aus dem fetten Helmut geworden?"
"Och, der iss' schon lange tot!" -
"Herzinfarkt infolge Fettleibigkeit?", fragte ich. -
"Nö, erstickt!", sagte Akki. -
"Hömma, wie dat? Du hass' der doch nich' etwa ....?" -
"Quatsch", lachte Akki, ... "an'nem Mandarinenkern, der iss' einfach an Weihnachten an'nem Mandarinenkern erstickt!!"
Viele Jahre Später besuchte mich Akki in Köln. Inzwischen war er ein erfolgreicher Jurist, Dr. jur. A. G. Mit eigener Kanzlei. Am Abend in der Kneipe meiner Tante fragte ich ihn:
"Sach'ma, wat iss eigentlich aus dem fetten Helmut geworden?"
"Och, der iss' schon lange tot!" -
"Herzinfarkt infolge Fettleibigkeit?", fragte ich. -
"Nö, erstickt!", sagte Akki. -
"Hömma, wie dat? Du hass' der doch nich' etwa ....?" -
"Quatsch", lachte Akki, ... "an'nem Mandarinenkern, der iss' einfach an Weihnachten an'nem Mandarinenkern erstickt!!"