FÄRBER Elsässerstraße |
Und Rita war'ne Granate. Aber was kannten wir Jungs von all dem denn schon. Den Frauen. Und von dem, watti drunter hatten. Alles was wir je wussten und gesehen hatten, kam nur aus'm Neckermann- oder Otto-Katalog oder eben aus solchen Schaufenstern wie bei FÄRBER auf'e Elsässer. Und wenn dann gerade keiner guckte oder niemand davor stand, dann machten wir das. Das Davorstehen. Das Kuck'n. Mit verstohlenen Blicken und immer auch ein wenig aufpassend, ob nicht jemand guckte wie wir guckten. Bei Färber. Am Schaufenster. Aber alles war viel züchtiger, viel gediegener, viel konservativer, aber vielleicht auch viel spannender als heute.
- "Hömma Günni, somma heut Neckermann kuck'n?"
- "Wat, getz sofort?"
- "Kehr klar, ich hab grad der Kattalohk bei mein Mudder aus'n Schlafzimmer geklaut."
- "Hömma Kalle, somma nich besser widder bei die Rita Putzn glotz'n?"
- "Nä, Scheiße geht nich'. Rita iss' mit mein Mudder inne Stadt!"
Da war der Tag also fast gelaufen … und wenn der Herr Neckermann mit seinen schönen, stilisierten Unterwäsche-Frauen-Bildern im Katalog nicht gewesen wäre, dann wär der Regentach ganz ge- und zerlaufen gewesen. Wir setzten uns also wie immer auf die Marmortreppe, die zur ersten Etage führte, schlugen den Katalog auf, sahen die ersten Bilder und spürten, dass uns ganz anders wurde. Und bei jedem der Bilder dachten wir an RITA … Rita .. Rita …
Dann mussten am Wochenende plötzlich die Eltern von Kalle gemeinsam zu irgendwelchen Leuten. Etwas, das sehr selten vorkam; denn eigentlich lebten Kalles Mudder und Kalles Vadder so ziemlich aneinander vorbei. Er hatte seine Geliebten, sie das Haus, den Haushalt, den Hund und den Schmuck und beide hatten - wie wir auch - ein bissken RITA. Ich glaub' abber, der Olle hatte am meisten RITA … der war ganz nah dran … wenn nich' vielleich' soga' schon drinne.
Jedenfalls sollte Rita den Babysitter machen, an dem Wochenende. Für Kalle & seine 8 Jahre jüngere Schwester. Und ich, ich durfte an dem Wochenende mal wieder bei Kaka in sein Haus schlafen. Aber nachmittags musste Rita noch bissken putzen. "Ich muss'noch'n bissken putzen!", sagte Rita. Und zwar die Marmortreppe, auf der wir zum Katalog-Gucken immer saßen.
Kalle und ich warteten, bis Rita die ersten Treppenstufen schon gewischt hatte und stellten uns dann auf den oberen Treppenabsatz und glotzten. Rita sang und putzte. Von links nach recht … von rechts nach links und wir versuchten von oben ganz verstohlen in den Ausschnitt von Ritas Kittel zu gucken. Un' datt ging ganz gut.
- "Kehr Du, da kannze fass' allet seh'n, Du! - Kehr kumma, kumma Günni, soga' vorne die klein braun Dingers, ey, anne Tittens!", flüsterte Kalle!"
Doch immer wenn Rita ein wenig den Kopf hob, drehten wir uns schnell um und taten ganz harmlos. Aber Rita wusste natürlich Bescheid .. und nach'ner Weile sagte sie:
- "Jungs, holt Euch doch einfach dat klein Sitzbänksken aus'n Bad. Dann setzt'er Euch oben aufe Treppe un' kuckt'mich bei'n Putz'n zu!" -
- "Nä, hömma ... echt Rita?!" fragte Kalle.
- "Klar Kalle, nu macht'man!!"
Und so saßen wir dann oben auf dem Treppenabsatz auf der kleinen Bank quasi inne Loge un' inne erste Reihe, hörten Rita singen: 'Mariandl .. landl .. landl ... aus den Wacholderlandl ... landl' und sahen ihre Brüste wippen... (:) (:) (:) ....nicht im Takt des Liedes, sondern synchron zu den ausladenden Bewegungen, die sie auf der Treppenstufe unter uns mit dem Putzlappen VOLL-führte.
Und wir konnten uns nicht satt sehen, wir waren so hingerissen, dass wir gar nicht bemerkten, dass Rita immer die gleiche Stufe putzte … und wir bekamen erst ziemlich spät mit, nämlich erst an dem Punkt, an dem es kein zurück mehr gab, um durch nackte Blendung das Augenlicht zu verlieren, dass Rita oben nackt war!!! Es war schon paradox; denn vollständig erblindet sahen wir ... irgendwie ganz plötzlich - wie Maria vielleicht damals den Heiligen Geist gesehen haben musste, bevor er sie mit einem bloßen Haus schwängerte -, dass Ritas Brüste vom Kittelstoff befreit über der Treppenstufe schwoben & schwebten & moppten & möpsten.
Rita lächelte uns mit ihren vollen Lippen und großen schwarzen Augen auffordernd an & fragte:
- "Na, Ihr zwei, wollt'er ma' anpacken?" …
Klar …wir wollten nur zu gerne, aber wir wussten auch, dass nur einer, nämlich Posto, wirklich anpacken durfte .. und ich glaube, aus so einer Geschichte kommt auch der etwas blödsinnige, aber zugleich lüsterne Möbelpacker- & Wahlkampfspruch: "Posto packt's an!"
Doch wir ... wir hatten Rita … und Rita hatte noch mehr … und das be-griffen wir aber so richtig erst am Abend .. und ich denke: Rita möchte, dass Ihr die ganze Geschichte kennt!!!