08.12.2014 Arme Oma in Mitte auf der Marktstraße und Heinz erklärt Kalle, wo die Dritte Welt liegt

Marktstraße ... Ihr werdet's kennen


Preiswerte Ware. Heruntergesetzt. Von der Stange. Bügel für Bügel. Im Hintergrund noch das bekannte, zum Einkauf verführende "zweiäugige" Prozentzeichen (%). Ware, Ware, Ware .... keine Menschen. Fast keine. 
Die meisten von uns schauen einfach gar nicht mehr hin. Gerade jetzt vor Weihnachten sind wir wieder oder immer noch im Kaufrausch. Und plötzlich taucht da ein Gesicht auf. Ein Gesicht, das so gar nicht in unsere Konsumgeschichten hineinpassen will. 

Ein altes Gesicht. 
Ein gezeichnetes Gesicht. 
Ein Gesicht der Armut. 
Ein Gesicht des verlebten Lebens. 
Ein Gesicht der Hoffnungslosigkeit. 
Stumpf. 
Mit eingefallene Wangen. 
Das zahnlose Verleben eines biologischen Restes. 
Ein Gesicht, das keinen Blick in die Zukunft mehr hat. 
Ein Gesicht, dessen Blick gebrochen ist. 

Das ist (auch) Oberhausen. Das ist die Mitte von Oberhausen. Das ist genau die Mitte von Oberhausen, der das Adjektiv "neu" fehlt und für die das Adjektiv "alt" noch zu schmeichelhaft wäre. Das Oberhausen der früheren Mitte ist einfach nicht mehr, ist nichts mehr. 

Die Marktstraße ist nichts mehr, nahezu gar NICHTS mehr ... außer vielleicht einer Kette unattraktiver Geschäfte und Billigläden. 
Eine Mitte ohne Flair, ohne heimatliche Patina .... & ... sie, diese Mitte wurde von Generationen von Politikern geschunden und ausgemergelt
Dann wie ein Maultier ins Abseits gedroschen und so arg zugerichtet, dass es nicht einmal vom Abdecker verwertbar ist. 
Und das Schlimme ist: 
Wir schauen zu, ohne wirklich zu erfassen, was geschehen ist! 
Wenden uns um & ab und feiern die nächste Eucharistie im Konsumtempel! ... es ist einfach ... katastrophal und centrOmenal ... geworden ... jedenfalls mein Oberhausen, das ich als Junge & Heranwachsender so liebte und auf dessen Straßen ich gerne groß wurde! Ich GERNEGROSS!!

- "Tach Heinz."
-"Tach Kalle."
- "Wie geht?"
- "Muss, Kalle."
- "Un selbs?"
- "Muss auch."
- "Wa'ße scho'ma da in den Zentro?"
- "Kehr Kalle, wat sollich in den Scheißlad'n da. Ers' mit'der Schopper zu'n Bus, dann mit'der Schopper in Bus, dann mit'der Schopper aus'n Bus un' nur für zu'n Kucken von Klamottens .... nä, da lass'ich mich lieba von Dir zu'n Kleine-Natrop auf'n klein Bierk'n schieb'n ... oda ma' widder da in'ne Nähe von'ne Flaßhof ... aber nur'n gaanz klein Bisken ... Ich mit meine gelämpen Stelz'n brauch' keine Dißeiner-Klamotten von den Ka'al Lagerlöff odda wie dä Dullmann heiß'n tut." 
- "Abba in Zentro is'se große Welt!"
- "Hömma Kalle, wenn'ich die arme alte Frau da ob'n auf'n Bild seh'n tu; dann weiß' ich, hier bei uns in dat früher schöne Oberhausen is' an manche Stellen's nich' große Welt sonderns DRITTE WELT ... has'se getz kapiert!!"