28.03.2015 Die Grotte ... nicht des Grauens ... sondern die der gelebten Geschichte der Antoniuskirche in Alstaden

Antoniuskirche in Alstaden
(Text: Beate Wagner Bild: HG. Everhartz)


Heute präsentieren wir wieder einen Text aus dem Fundus der Kindheits-Erinnerungen unserer Co-Autorin, Beate Wagner. Es sind besonders diese kleinen, quasi fotografischen Erinnerungs-Schnipsel aus früher Jugend, die zur Besinnung über das und Neubewertung des Gegenwärtigen führen können, um unser Leben in einem Sepia-Licht der Vergangenheit wieder erträglicher erscheinen zu lassen (hoffentlich!). Nun denn, lest und urteilt selbst:

""Alle Kinder kommen in die Grotte ..." tönte es jeden Mittag um kurz vor 12°° über den Hof des Kindergartens St. Antonius in Alstaden. Ich weiß nicht mehr, wie diese "Grotte" aussah, aber ich weiß noch sehr gut, dass da eine Marienfigur stand und dass meine Erzieherin eine Nonne war .... das, weiß ich jedenfalls noch ganz genau. Und wir beteten dann dort ein "Gegrüßet seist du Maria" und sangen: "Maria breit’ den Mantel aus" und gingen dann - ich glaube ziemlich froh gestimmt - nach Hause.
30 Kinder waren in meiner Gruppe und dazu Schwester Roswitha. Die anderen Gruppen hatten sogenannte "Tanten". Im Haus saßen wir brav an Tischen, es wurde eine Kiste Spielzeug, das immer von der Schwester für unseren Tisch ausgewählt wurde, in die Mitte gestellt, und dann durften wir spielen oder malen oder ein Buch anschauen
Später ging’s dann wir nach draußen. Wir haben erst Kreisspiele gespielt, "Schmetterling du kleines Ding such dir eine Tänzerin“ … dieses Spiel kennt man im Kindergarten heute noch. Danach durften wir uns in einer laaaangen Schlange an der Schaukel anstellen und Schwester Roswitha passte genau auf, dass wir auch nicht länger schaukelten als bis 30! … und dann kam ihr Ruf: "Alle Kinder kommen in die Grotte!" .....und wir kamen. 

Wir hießen Sigrid, Andrea, Heike, Norbert, Michael, haben Marmeladenbrote geteilt und Sandkuchen probiert (in echt!) und die Höhle aus Decken unter dem Tisch war unsere Welt.

Heute heißen sie Mia, Lukas, Niklas und Angelina. Sie teilen Milchschnitten und probieren Sandkuchen. Sie bauen Höhlen und spielen "Schmetterling du kleines Ding“. Ihre Welt ist in Ordnung, solange genug Bausteine da sind und die Schaukel frei ist. Ihre Tanten heißen heute Frau XY und selbst unsere frühere Schwester Roswitha lebt noch nebenan im Altenheim. 
Eben alles wie früher. 
Nur "Alle Kinder kommen in die Grotte" ruft Schwester Roswitha nicht mehr. Aber ich bin mir sicher, sie singt hin und wieder leise und andächtig: "Maria breit’ den Mantel aus“."