10.04.2014 Oberhausen - Heimat - Geborgenheit - Verlust - Verleugnung - Neuorientierung


(Text: Beate Wagner; Bild: HG. Everhartz)


Ein Text von Beate Wagner, der fühlbar macht, was es für den erwachsenen Menschen bedeuten kann, etwas zu verlieren, das man schon aus frühen Kindertagen kennt. Hier ist es ein Gebäude, ein Kirchengebäude, das mit all den daran geknüpften Erinnerungen einmal Heimat bedeutete.


Es war wohl Zufall (oder vielleicht auch nicht), dass ich in der Osternacht genau in der Bank gesessen habe, von der aus man direkt - wenn man den Kopf zur Seite dreht - auf die Holzfigur der hl. Hildegard schaut. Sieben Jahre ist es jetzt schon her, als der martialische und unerbittliche Bagger anrückte, der Stück für Stück die St. Hildegardkirche regelrecht "aufgefressen" hat. 

Vor langer Zeit war ich dabei, als die Kirche gebaut und dann geweiht wurde. In der aktiven Zeit der Jugendarbeit war das "unsere" Kirche! Schon allein aus dem Grund, weil der Gottesdienst erst um 11.30 Uhr begann. Über viele Jahre hinweg durfte ich mit meiner Band die Orgelbühne als Probenraum nutzen, und oft waren wir später dann auch mit dem Kindergarten dort anzutreffen. Es kommt mir so vor, als hätte ich mein halbes Leben an, mit und in dieser Kirche verbracht. Und es sind noch nicht einmal ausschließlich die Gottesdienste, die ich besuchte und die für mich wichtig waren … es sind auch - und das vor allen Dingen - die Begegnungen mit den Menschen dort. 
Doch dann kam der 10.August 2007! Der letzte Gottesdienst! Der Gottesdienst zur Profanierung des Kirchengebäudes. Ich war nicht die Einzige, die die Tränen nicht zurück halten konnte .... - Und als dann schließlich der unvermeidliche Bagger anrückte, konnte ich den Anblick nur sehr schwer ertragen. Es gab zu der Zeit allerdings noch den Kindergarten, der jedoch im Juli 2010 seine Pforten schloss. Das war's dann mit St. Hildegard

Jetzt in der Osternacht, als ich - wie oben geschrieben - in der Bank seitlich der hl. Hildegard saß, fiel mir dann das Zitat neben der Hildegard ins Auge "...wo man Geborgenheit finden und geben kann, da ist Heimat..."
Bei dem Gedanken an Kirche und Kindergarten bekam dieses Zitat auf einmal Gewicht und zusätzliche Bedeutung. Denn mit dem Abriss der Kirche und der Schließung des Kindergartens ist letztlich ein Stück Heimat verschwunden ... für immer verloren.

Wenn ich heute zur Kewerstraße komme und dort auf dem Parkplatz stehe, schaue ich oft bewusst in eine andere Richtung. Denn genau hier - und das spüre ich ganz deutlich - fehlt etwas, aber wenn ich mit dem Rücken zu dieser erspürten "Leere" stehe, fühlt es sich wenigstens so an, als wäre alles noch da.