Ebertbad |
Beate Wagner erzählt davon, wie es früher im Schwimmunterricht zugegangen ist und wie durch einen kurzen Blick auf spezielle Blümchen ein wenig die Strenge von Lehrpersonen gemildert werden kann. Aber lest selbst:
Donnerstags stand schwimmen auf dem Stundenplan. Immer 14-tägig. In der einen Wochen durften die Jungen, in der anderen Woche die Mädchen von der Ruhrschule ins Lehrschwimmbecken der Hauptschule Alstaden wandern. Also nicht nur räumlich sondern auch zeitlich nach Geschlecht getrennt. Immer alles schön züchtig.
Begleitet wurden wir Mädchen dabei von der strengsten Lehrerin der Schule. Der Schwimmunterricht Anfang der 70er Jahre sah so aus: Erst bibbernd umziehen im eiskalten Umkleideraum. Rein in den Badeanzug und dann die Badekappe übers Haar ...meine war übrigens grün und hatte kleine Stacheln. Ich - die grünste Stachelbeere des Lehrschwimmbeckens. Aber zunächst durften und mussten wir unter eine lauwarme Dusche. Heiße Dusche lieber nicht; das hätte uns ja in Wallung bringen können!!
Unsere Lehrerin hatte immer eine Wurzelbürste dabei, mit der sie eifrig unsere Knie bearbeitete, wenn diese ihr nicht sauber genug schienen. Das Ergebnis: Grüne Mütze - rote Knie. Also ein Mädchen als zwei Drittel Ampel im Wasser.
Dann kam ihr ruf: „So! Alles sauber! Ab ins Wasser! Aaaallle sofort auf die 2. Stufe!“ Wir rannten los, wussten wir doch, dass die Letzte immer erst noch mit einem Abzieher das Wasser in die Senke ziehen musste. Schließlich hatten wir mit Seife geduscht und der Boden war rutschig und überhaupt musste natürlich alles seine Ordnung haben und sauber sein. Wir anderen, auf der 2. Stufe, durften zunächst mit den Beinen strampeln.
Viele Jahre später habe ich das mit meinen Kita-Kindern auch gemacht, aber wir haben „das Wasser zum kochen gebracht“, ich war mit dabei und wir hatten Spass miteinander. Meine Lehrerin damals stand jedoch vollständig bekleidet (so etwas wie einen Körper ohne Kleidung hatte die, glaube ich, gar nicht) am Beckenrand und hat uns dirigiert..... "stramm – pelln!, stramm – pelln!, … stramm – pelln!, stramm – pelln! ...“. Danach kam das Training der Schwimmbewegungen. Zunächst, von der Treppe aus, die Arme …. „vor – zur Seite – ran …“. Sie ging dabei hinter uns her und hat auch gerne Einzelne zurechtgewiesen: „Sigrid, wie oft soll ich noch sagen "vor, zur Seite, ran!"? Oft habe ich den Eindruck, ich rede vor einer Herde von Kühen!“
Dann mussten wir weiter ins Wasser. Etwas mehr an die Seite des Beckens und das Gleiche mit den Beinen üben. Dabei stand unsere Lehrerin wie Frau Feldwebel vor uns und hatte militärisch stramm die Hände in die Hüften gestemmt.
Die letzte Übung war "schwimmen“, zumindest meinte Frau E., dass wir das so lernen würden. „Ihr habt das doch jetzt einzeln geübt, jetzt macht ihr beides zusammen! Stellt euch nicht so an, jeder kann schwimmen....“ Also ich hab es soooo jedenfalls nicht gelernt. In der 4. Klasse stand immer noch „NICHTSCHWIMMER“ auf meinem Zeugnis. Schwimmunterricht habe ich gehasst!
Aber … aaabeeer … wenn wir seitlich am Beckenrand standen und wir uns ganz fest an den Rand des Beckens drückten, dann … ja dann konnten wir der strengen, züchtigen nahezu körper- und fleischlosen Frau E. unters Kleid gucken! Und was soll ich Euch sagen?!?: Sie trug doch sogenannte "Styrumer Halblang" … mit Blümchen drauf!
Wir haben natürlich alle heimlich gelacht und uns vorgestellt, dass die armen Blümchen an dieser degoutanten Stelle sicherlich bis zum Abend verwelkt waren. Wir wussten nun alle, was sie drunter trug und sahen die gestrenge Lehrerin darum mit anderen Augen. Aber sie wusste nicht, dass wir das wussten. Und wenn sie im Unterricht mahnend ihren Zeigefinger hob, dachten wir einfach an die Blümchen. Und die einschüchternde Geste verlor etwas an Kraft. Das hatte sie nun davon!