27.04.2015 EUROPA-HAUS und die duftende Geliebte von Kalle sein Vatter

Europahaus Oberhausen

Jeder kennt es. Zumindest jeder 'eingefleischte' Oberhausener. Mensch, waren wir damals als Jungs stolz als dat Dingen endlich stand. Mit ALLEM. Auch Kino drin. Drei Kinos in der Elsässer. Gloria, Lichtburg und dann auch noch das hochmoderne im Europahaus, der EUROPAPALAST. „Manno, in so’n Haus wohn’n, dat möcht’ich sich au’ma’, später, wenn ich richtich Kohle hab’!“

Und wir kannten sogar jemanden, der da drin wohnte. Den Kalle sein neureichen Vatter hatte 'ne richtige Geliebte (so nannte man das damals noch) Und die wohnte da. Natürlich von den Kalle sein Vatter seine Knete. 
Und manchmal durften wir die besuchen. Wir mussten wat hinbringen oder wat abholen. Immer in so ein großen Kuwär. Und dann sind wir mit dem Aufzug rauf; und der Flur hatte schon bevor wir in der Wohnung waren einen Teppichboden. TEPPICHBODEN!!! Wer kannte das schon von zu Hause. Da lagen noch die dunkelroten Holzdielen, mit Lenohlum' drauf.
Aber hier, im Europahaus war alles anders. Der Hausflur roch gut. Die Wohnung roch gut. Die Geliebte roch gut („Iss doch klaa", sagte Kalle, "Geliebte riechen immer gut nach einen beson’neren Geliebtenduft, sonz willze die doch als Vatter nich' mehr!!“) … und überhaupt war alles edel, gediegen, gut und merkwürdig geheimnisvoll. 
Und wenn wir dann auf’m Rückweg einen aus’e Schule trafen, ham’ma gesacht: 
„Äh hömma, wir war’n grad in den Europa … bei die Geliebte von Kalle sein Vatter … die iss klasse, sieht schau aus, un‘ hat son'ne Titten!“ 
Wobei Kalle seine beiden Hände vor’n Brustkorb hielt, als hätte er da Fußbälle mit 30cm Durchmesser drinne. 
„Un’?, ..., darfs'e die auch ma’ anpacken?“ - „Nä, bisse beklopp, iss doch 'ne Geliebte von mein Vatter, nich’ma Mudder daa'f die sehen … nur ich un', mein Vatter, un’ der Günni als mein best’n Freund! Abber lecker Plätzkes, krich'ich von die immer! Da iss’ wat drin, wat scha'af mach'n tut. Der Günni darf die abber nicht’, weil ... sein Vatter hat nich'ne' Geliebte! Und außeden heiß’ die Luzi!“

Also wir haben das Europahaus als Jungs lange mit Ehrfurcht betrachtet & betreten. Viele, die in der Nachkriegszeit zu Geld gekommen waren, hatten dort eine oder mehrere Wohnungen. Gegensprechanlagen … wer kannte das von uns schon?! 
Heute ist es nur noch HAUS. Die schöne Europa ist davon. Unten in dem verkommenen Durchgang tagt nun die LINKE. 
Geliebte kriegt man da, wenn es sie überhaupt noch gibt, für dreißig Euro. Die exklusiven Geschäfte in Parterre haben reiß aus genommen. Das Kino ist ersetzt durch fade Gastronomie. Und wenn man genau hin sieht, bemerkt man: Es heißt jetzt EUROPA AUS!