24.04.2015 Akki im Ebertbad und Mädchen dürfen nicht immer schwimmen ...

Ebertbad Oberhausen
(Bild aus dem Archiv der FB-Gruppe "Du weißt, dass Du aus Oberhausen bist, wenn du früher ...")


Akki hatte mehrere Schwächen, aber zwei dieser individuellen Merkmale seiner Person waren besonders hervorstechend. Einmal seine Schwäche für das weibliche Geschlecht (wie man damals Anfang der 60er Jahre die Mädchen noch nannte) und zum anderen seine ungeheure Sehschwäche, die sich auf beiden Augen zwischen -14 und -15 Dioptrien bewegte. 
Wir wussten damals natürlich nicht, was das bedeutete und sagten immer, 'der Akki hat richtich viel vonne Diotriene inne Klüsen', aber wir wussten natürlich, dass er ohne seine einzige Brille - mit Gläsern so dick wie Flaschenböden - kaum etwas sehen konnte. Diese eine Brille, die er hatte, hütete er vor Beschädigung wie seinen Augapfel (war ja auch fast der Ersatz); was ihm aber aufgrund seiner beständigen Schlägereien nicht gelang. So war die Brille über und über beklebt mit Isolierband und ganz normalem Leukoplast, damit sie ihm bis zur nächsten Schlägerei (die zeitlich nie weit von der letzten entfernt war) einigermaßen gerade auf der Nase saß.
Die Schwäche für die Mädchen und die Kenntnis über all dies, was mit Mädchen unten so zusammenhing, äußerte sich darin, dass er Jede, die ihm vor die Brille kam, fragte, ob sie mit ihm jetzt gleich ins Ebertbad gehen wolle. Und wenn sie dann mit Nein antwortete (was natürlich alle taten), sagte er geheimnisvoll zu uns anderen: "Die hat'se, da kanze für!" Und er meinte damit die Menstruation; denn er hatte uns darüber aufgeklärt, dass man das durch diese Frage ganz einfach herausfinden könne, weil die Mädchen während dieser Zeit, über die niemand namentlich von uns sprach, nicht schwimmen dürften, da ihnen sonst unten alles Wasser rein gehe und sie daran sogar sterben könnten. 
Akki war stark, Akki war der Schläger, Akki war von uns vorbehaltlos akzeptiert und darum glaubten mir ihm das natürlich auch.
Aber Akki konnte eben kaum sehen ... ohne seine Brille ... aber Akki war sportlich der Beste. Der beste Läufer. Der beste Fußballspieler. Der beste Tretrollerfahrer. Und auch der beste Schwimmer. Und Akki wollte mit uns im Ebert darum auch immer Fangen spielen. Und wenn er dann einen von uns im oder am Becken gefangen hatte, wurde der von ihm genüsslich gedöppt und man war gut beraten, sofort aufzugeben und um Gnade zu flehen, damit man diese Atem raubende Tortur hinter sich hatte.

Wir vom Novalis trugen ja alle diese grünweißen Stoffbadehosen (auch manche Lehrer), die an der Seite mit zwei Schnüren zugebunden wurden. Akki, der natürlich im Bad seine geliebte Brille nicht tragen konnte, orientierte sich also beim Fangenspielen genau auf diesen grünweißen Unterschied, den wir zu den anderen Hallenbadbesuchern aufwiesen. Es war verabredet, dass immer einer von uns am Beckenrand entlanglaufen musste, wenn  Akki mit Fangen dran war, damit er die Chance hatte, überhaupt jemanden zu erwischen.
Wir waren schon eine ganze Weile mit diesem Spiel beschäftigt, als wir sahen (Akki sah das natürlich nicht), dass unser etwas klein geratener, besonders unangenehmer und strenger Mathe- und Physiklehrer in der typischen Novalis-Badehose am Beckenrand entlang stolzierte. Wie auf Verabredung blieben wir alle im Wasser und warteten darauf, dass Akki die grünweiße Badehose am Rand des Schwimmerbeckens entdeckte, dann gekonnt an den Beckenrand schwamm und - wie das so seine Art war - sich blitzschnell den Mathelehrer, den er ja für einen von uns hielt, an der Badehose griff und ins Wasser zog ... und .... kräftig döppte
Doch ganz anders als sonst, gab der, den er da geschnappt hatte, zu Akki's Erstaunen nicht einfach auf, sondern wehrte sich vehement. Akki wurde sauer und drückte den anderen immer wieder unter Wasser. Doch der Mathelehrer gab einfach nicht nach und versuchte sich aus Akkis Griff zu befreien. Aber Akki langte darum umso kräftiger zu, bekam schließlich die grünweiße, an den Seiten zusammen gebundene Badehose des Mathe-Lehrers zu fassen, zog kräftig .... hielt sie dann in der rechten Hand und schwenkte sie triumphierend über seinem Kopf .... so lange .... bis er die Donnerstimme des Mathelehrers schreien hörte: "Axel Görch, gib mir sofort meine Badehose! Wir treffen uns beim Bademeister!"
Akki grinste sein schiefes Grinsen, das er immer grinste, wenn er etwas angestellt hatte, das unausweichlich mit Strafe verbunden war, schwamm zur Treppe und traf dort auf den Mathelehrer und den Bademeister. Der Lehrer prügelte sofort hemmungslos auf Akki ein, der Bademeister stand daneben und beobachtete das Ganze fasziniert und mit Genugtuung; und wir ... ?!? - .... wir schlichen uns in den Gemeinschaftsumkleide-Raum und machten, dass wir davonkamen. 
Wir hatten gerade die Marienkirche erreicht, als wir hinter uns Tumult und Geschrei hörten, sofort stehen blieben und uns umsahen. In seiner Wut hatte Akki sich den Nächstbesten auf der Straße gegriffen, einen Schüler vom Staatlichen, der mindesten drei Jahre älter war, und traktierte diesen brutal mit Schlägen und Tritten
Keiner von uns wagte einen Mucks von sich zu geben. Wir schauten der Prügelei genau so fasziniert zu wie der Bademeister der Prügelorgie des Lehrers zugesehen hatte. Akki gewann natürlich ... die Brille war wieder hin ... der andere hatte eine gebrochene Nase.
Akki wurde am nächsten Tag vom Direx der Schulverweis angedroht & am Ende des Schuljahres nicht versetzt. 
Physik und Mathe ... 5 .... !!!! 
Der Mathe- und Physiklehrer liegt bereits unter der Erde - Akki und ich sind immer noch Freunde!!