12.05.2015 Früher glaubte die Omma in Oberhausen ... heute klärt ein 5-Jähriger seine Altersgenossen auf.

Liebfrauenkirche Roßbachstr.  aus dem Jahre 1916
Fassade in Alstaden: Perpetua, Maria & Felicitas

(Text von Beate Wagner)

Heute führt uns Beate in Omma's Alstadener Glaubenswelt und in die der Märtyrerinnen und zeigt, wie pfiffig die vorgeburtlichen Beziehungsprobleme von Maria und Josef durch einen 5jährigen Jungen in der KiTa erklärt werden .... aber lest selbst: 


Meine Oma war eine sehr gläubige Frau. Und das nicht nur am Sonntag. Sondern auch an allen Feiertagen und unter der Woche. Also vollzeitgläubig. Fast immer, wenn es die Gelegenheit gab, besuchte "mein' Omma" die Messe. Sie nahm sozusagen alles mit, was man als ältere Frau, die fest in ihrem Glauben verwurzelt ist, in der Kirche an "Disko" eben so mitnehmen kann; z.B: Rosenkranz-Andacht, Mai-Andacht, Salve-Andacht, Kreuzweg-Andacht undsoweiter … undsoweiter.  ... Und darüberhinaus lag ihr Rosenkranz zu Hause immer griffbereit auf der Fensterbank. Die aufgereihten heiligen Tränen der heiligen Maria Mutter Gottes. So für zu'n Beten für mal eben zwischendurch ………. und die Perlen an der Schnur mit dem schönen Kreuzabschluss glitten verbunden mit leisem Gemurmel durch ihre Finger wie die Nadeln beim Stricken, ... nur, um dem Herr oder der Maria oder welchem Heiligen auch immer in Demut mit einem Vaterunser zu gedenken.
Auch wir (Enkel & Kinder von Omma) gingen natürlich in die Messe. Jedoch bei Weitem nicht so oft wie SIE. Über das Beten und Häkeln & Stricken hinaus hatte "mein' Omma" aber noch das Talent, hervorragend Geschichten erzählen zu können ... Natürlich nur "fromme" Geschichten! Und ich war dann die begeisterte, aufmerksame Zuhörerin.
Diese gottgefälligen Geschichten, die sie mit Vorliebe erzählte, waren nicht nur ungemein spannend, sie waren auch äußerst blutrünstig. Märtyrer-Legenden eben. Und welcher Märtyrer oder Märtyrerin ist schon ganz ohne Blutvergießen, ohne Wasserprobe, ohne Scheiterhaufen in die gütigen Hände Gottes hinein gefoltert worden?!? 
Am meisten faszinierte mich die Geschichte von Perpetua. Sie war wegen ihres festen Glaubens zum Tode verurteilt. Aber - nachdem sie im damaligen "Circus" von einer Kuh gejagt und schwer verletzt worden war und nicht gleich an den Verletzungen starb, sollte sie erdolcht werden. 
Doch der Gladiator konnte sie nicht töten. "Denn", so sagte Omma immer mit heiliger Witwe-Bolte-Miene und mit feierlich zum Kreuz an der Wand gerichtetem Zeigefinger: "Eine solche geistliche Frau konnte nicht anders sterben, als wenn sie es selbst wollte!" Und so hat Perpetua selbst dem Gladiator die Hand geführt, damit er ihr endlich die Kehle durchschnitt. 
“Omma, Omma?!? - …. als die Kuh die Frau gejagt hat, musste die da nicht Pipi vor Angst?” - “Die hatte keine Angst, Kind, die hatte ihren Glauben”, sagte Oma feierlich - "Abber Omma, als die Kuh die 3mal aufgespießt hat, hass'e gesacht, die war schon fast tot. Und der Henker hat die dann noch weiter inrnxwie angetötet! Glaub'se, die war danach noch gesund genuch um dem zu zeigen, wie richtich "tot" geht?" - Mein Omma richtete den Blick fest auf's Wohnzimmerkreuz, so als spräche sie mit der gesamten Dreifaltigkeit an der Tür und sagte schließlich: "Kind, du sollst nicht fragen, du sollst glauben!" 
Damit war für Oma alles Notwendige und wirklich Wichtige gesagt, und wir haben nicht mehr gefragt und gezweifelt, sondern geglaubt, was auch immer Omma, die Eltern oder der Pfarrer uns erzählt haben.

Ich arbeite in einem katholischen Kindergarten und rede gerne mit Kindern über 'Gott und die Welt.' Ich freue mich, wenn die Kinder fragen oder eigene Überlegungen anstellen. Letztens an Weihnachten war es so, dass die Kinder wie immer mit der Krippe spielten. Plötzlich stellten sie fest, dass da doch irgendwie drei im Bunde sein mussten. Denn sie sahen ja, dass in der Krippe außer dem kleinen Christkind und der Maria auch noch der Josef stand. Und wenn Maria die Mutter von Jesus war, und Gott der Vater von Jesus, was und wer war denn dann dieser Josef??? 
Ein 5-Jähriger hatte nach ein wenig Überlegung dann die passende und zeitgemäße und darum wohl auch für alle zufriedenstellende, einleuchtende und letztgültige Erklärung: 
"Iss' doch ganz klaa', rief er, "die Maria war doch bestimmp schon lange von den Gott geschieden! Der Josef war bei die eingezogen un' is' dann irnxwie der Papa von den Jesus geworden!" 
Eine logische Erklärung aus der Erfahrungswelt heutiger Kinder.