23.05.2015 Persil, Hering, Gurke ... Kindersegen in Ruhrpott

Winkelware nach 1907


Im und am Laden. Vor den Feiertagen. Es war sicherlich schon immer so, dass dann ein wenig vorgesorgt werden musste. Nur fiel das früher sowohl absolut als als relativ sicherlich erheblich schmaler aus. Zumal hier in Oberhausen. 
Damals bestand der Großteil der arbeitenden Bevölkerung aus Kohle- und Stahlarbeitern, Bauern und Tagelöhnern. Da war das mit dem Vorsorgen von & der Versorgung mit Lebensmitteln eher bescheiden. Über lange Zeitstrecken während der Woche mussten die von allen Seiten gebeutelten Frauen & Mütter anschreiben lassen. Nur weil der Olle widder allet versoff'n hatte.

Heute kauft man einfach ein. Nein, nicht nur EIN ... sondern VIEL. Und nicht weil es unbedingt notwendig wäre, sondern weil man glaubt, mit dem was man hat, nicht 'über die Tage' zu kommen. Eben ... man glaubt es! Das hat also etwas Irrationales: Kaufen! Raffen! Überversorgen! Man könnte ja am 2. Pfingstfeiertag des Hungers sterben. Und so sehen sie auch aus. Vadder, Mudder un' die Ullig'n! Früher war 8mm Schmalfilm, heute is' Full HP (Hüft-Polster) Breitwand!

Damals ... ja damals gab's noch den Kindersegen. Abends waret dunkler noch als getz' bei die neue LED. Der Wachs-Stumpen war runter gebrannt, abber die Kerze von Vadder stand. Die Verhütung lag in Gottes Hand. Darum ist das, was da auf dem Bild zu sehen ist, kein Kita-Ausflug mit zwei Kindergärtnerinnen. Schon eher ein unbeabsichtigtes Reklame-Posen für Persil. 
Persil, das erste "selbsttätige" Waschmittel, das gerade erst (1907) in den Handel gekommen war. In den Einzelhandel. Und man sieht's ja auch. Alle weißen Schürzen sind so weiß ... weißer geht's nicht. Ja, ... da weiß frau, wat'se hat.

Auch wenn der Eindruck hier ein anderer ist, so wurde in den Läden damals schier alles verkauft, was auf dem Markt war. Sie verkauften "Winkelwaren". Vom Bonbon bis zum Schulheft. Kolonialwaren aus Übersee: Kaffee, Tee, Kakao, Reis. Und dazu das Notwendige für den Alltag ... mehr für Leib & Leben als für Geist & Seele: Zucker, Salz, Mehl, Essig, Öl, eingelegte Gurken & Heringe, Vadders Tabak, Mudders (Kern)Seife.

- Ernst, ich geh'ma?!
- Wo geh'se Gerda?
- Kehr Ernz ... zu'n Laden ... bei die Kosinskis. Gib' mich ma'n paa' Groschens!
- Wat, schon widder? Hömma, wirf'se dat Geld inne Köttelbecke??
- Kumma, Ernz, Du willz doch wat in Deine Fressspalte an Pfingst'n? Ich brauch Mehl für zu'n Backen ... un' so. 
- Hier, hasse Gerda ... abber teil Dich dat gut ein.
- Mach'ich Ernz .. ich hol Dich auch'n schön Herink aus'n Fass, un' mach dich der schön lecker feddich ... so, wie'ße dat immer hab'n willz.
- Lieber wär mich, wennze mich mein eignen Herink feddich mach's, wie ich dat hab'n will.
- Kehr Ernz, Du biss'n ganz versauten Schnuppel un' denks' immer nur an dat Eine. Abber wasch'n könnt'se der getz scho'ma'!!